Financial Literacy: Schlüssel zum Erfolg | SIX (2024)

Inhaltsverzeichnis

  • Was ist Financial Literacy?
  • Was ist ein Beispiel für Financial Literacy
  • Wieso ist Financial Literacy so wichtig?
  • Was sind «The Big Three» der Financial Literacy?
  • Wer braucht eigentlich Financial Literacy?
  • Warum engagieren Sie sich als Museumsdirektorin für Financial Literacy?
  • Wie kann ich meine Finanzkompetenz verbessern?
  • Müssen also auch die Eltern ihren Kindern Finanzkompetenzen beibringen?

Was ist Financial Literacy?

Laut Investopedia ist Financial Literacy die Fähigkeit, verschiedene finanzielle Sachverhalte zu verstehen und effektiv zu nutzen, einschliesslich persönlicher Finanzverwaltung, Budgetierung und Investitionen. Zusammengefasst: Financial Literacy, oder finanzielle Bildung, ist die Grundlage für alle Interaktionen mit Geld, in verschiedenen Formen - und da die Sachverhalte im Bereich Finanzen sich ständig verändern und entwickeln, ist der Lernprozess in diesem Bereich nie vorbei und begleitet uns unser ganzes Leben. Je früher wir uns mit dieser Materie anfreunden, desto besser. Wissen und Verständnis der Zusammenhänge sind der Schlüssel zum Erfolg, wenn es um Finanzen geht.

Was ist ein Beispiel für Financial Literacy?

Der Begriff "literacy", der im Englischen für Finanzkompetenzen gebraucht wird, bedeutet wortwörtlich "Lese-und Schreibfähigkeit". In diesem Sinne bedeutet finanzielle Bildung, oder Finanzkompetenzen, die Fähigkeit Finanzen zu verstehen: angefangen beim Einkaufen von Lebensmitteln in einem Supermarkt und der Kalkulation, welche Produkte man wählt, damit das vorhandene Geld reicht, bis hin zum Verständnis, wie viel Geld man am Ende des Monats, nach Abzug aller Rechnungen, zur Verfügung hat. Schliesslich gehören dazu auch komplexere Themen, wie Leerverkäufe von Derivaten an der Börse. Die Basis, um all diese Entscheidungen zu treffen, ist finanzielle Bildung.

Wieso ist Financial Literacy so wichtig?

Wir verzeichnen Rekordsummen an der Börse, weil Menschen aufgrung der Pandemie von Zuhause aus arbeiten und dadurch mehr Zeit haben um sich um ihre eigenen Wertpapiergeschäfte zu kümmern. Altersarmut steigt stetig, obwohl die Menschen einst gut bezahlte Jobs hatten und davon überzeugt waren, dass Rentenversicherungen vom Arbeitgeber ihre Zukunft sichern. Wir haben Negativzinsen und - vor allem in der Schweiz - einen rekordhohen Andrang auf Immobilien und Hypotheken, dazu kommt eine junge Generation, die sich für Kryptowährungen und NFTs begeistert. Man könnte meinen, dass wir in Zeiten hoher Finanzkompetenzen leben. Aber das Gegenteil ist die Wahrheit.

Was sind "The Big Three" der Financial Literacy?

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Annamaria Lusardi, eine weltweit anerkannte Expertin für Finanzwissen und Professorin an der George Washington University, hat mehrere Studien durchgeführt, die alle zu dem Ergebnis kamen, dass das Finanzwissen junger Erwachsener, aber auch von Menschen mit akademischem Hintergrund, immer noch unzureichend ist.

In diesen Studien stellte sie den Teilnehmern drei grundlegende Fragen, die in der Finanzkompetenzforschung als "The Big Three" bekannt geworden sind:

1) Wie viel Geld wirst du nach fünf Jahren auf deinem Konto haben, wenn du in dieser Zeit weder Geld einzahlst noch abhebst?

2) Angenommen, der Zinssatz für dein Sparkonto beträgt 1% und die Inflation 2%. Wie viel kannst du mit dem Geld auf deinem Konto nach einem Jahr kaufen?

3) Ist es risikoreicher, Geld in eine Anlage oder in mehrere Anlagen zu investieren?

Die eher überraschenden - und etwas beängstigenden – Ergebnisse ihrer Forschung sind, dass selbst in Ländern mit sehr entwickelten Finanzmärkten, beispielsweise den USA, Deutschland, den Niederlanden oder der Schweiz, das Finanzwissen immer noch gering ist. Und viele Teilnehmer sind nicht in der Lage, diese Fragen richtig zu beantworten.

Financial Literacy: Schlüssel zum Erfolg | SIX (1)

Über Andrea Weidemann

Seit Dezember 2016 leitet Andrea Weidemann das Schweizer Finanzmuseum, das erste und einzige Finanzmuseum in der Schweiz, einem Land, das für seine Banken bekannt ist. Ihr Fokus liegt auf der Gestaltung und Umsetzung neuer Ausstellungen, der Entwicklung von Inhalten zur Förderung der Finanzkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie der Einrichtung neuer digitaler Kanäle zur Förderung des Museums. Bevor sie das Museum leitete, war sie fast 10 Jahre im Finanzsektor tätig, zuletzt als Leiterin für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beim Indexanbieter STOXX Ltd. Sie studierte Geistes- und Politikwissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt und an der Sacramento State University of California und hat einen MBA-Abschluss in Internationaler Kommunikation von der Quadriga Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.

Wer braucht eigentlich Financial Literacy?

Alle! Unter den vielen Forschungsergebnissen sticht eines hervor: Die Finanzkompetenz folgt einer umgekehrten U-Form. Sie ist also bei jüngeren und älteren Bevölkerungsgruppen am niedrigsten und erreicht im mittleren Alter ihren Höhepunkt. In den offiziellen Lehrplänen der meisten Länder wird das Thema Finanzwissen jedoch vernachlässigt. Dies ist besonders bemerkenswert, da es in der akademischen Welt eine Reihe von Studien gibt, die darauf hindeuten, dass eine bessere finanzielle Allgemeinbildung, insbesondere bei jungen Menschen, grössere Krisen verhindern könnte. Eine Studie der Weltbank aus dem Jahr 2014 kommt zum Beispiel zu dem Schluss, dass die globale Finanzkrise von 2008 weitgehend hätte vermieden werden können, wenn die direkt Betroffenen über mehr Finanzwissen verfügt hätten.

Warum engagieren Sie sich als Museumsdirektorin für Financial Literacy?

Nun, ich glaube, dass unsere Aufgabe als Museum nicht nur darin besteht, das kulturelle Erbe zu bewahren und auszustellen, sondern dass wir auch eine Bildungsfunktion oder eher einen Bildungsauftrag haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass es unsere Aufgabe ist, mit dem Schweizer Finanzmuseum dazu beizutragen, die finanzielle Allgemeinbildung zu verbessern, indem wir sie allen Menschen und insbesondere Kindern, gleichermassen zugänglich machen.

Eines der Ziele des Schweizer Finanzmuseums sind Programme für Studenten. Wir bieten regelmässig Museumsführungen an, die sich mit dem Handel, der Börse und der Geschichte des Schweizer Finanzplatzes befassen. Wir haben aber auch einen Workshop speziell für kleine Kinder ab 6 Jahren eingeführt.

Wie kann ich meine Finanzkompetenz verbessern?

Da das Bewusstsein für dieses Thema und seine Bedeutung weltweit zunimmt, gibt es auch immer mehr Bildungsprogramme - viele davon sind kostenlos und leicht zugänglich. Ich persönlich glaube, dass es wichtig ist, einen neutralen Ort für diese Art von Bildung zu finden. Meldet euch nicht für einen Kurs an, bei dem klar ist, dass am Ende jemand versuchen wird, sein eigenes Finanzprodukt zu verkaufen. Sucht nach einer unabhängigen Quelle.

Und natürlich kommt es auch immer auf dein Fachwissen an - was für Person A funktioniert, funktioniert vielleicht nicht für Person B. Es gibt inzwischen viele Bildungsprogramme, die sich speziell an Frauen richten, da sie in der Regel ein anderes Anlageverhalten haben als Männer.

Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht nur für Erwachsene wichtig ist, ihre Finanzkenntnisse zu verbessern, sondern dass dieses Thema auch in die Erziehung von Kindern einbezogen werden sollte. Und zwar nicht nur durch den Lehrplan der Schule, sondern auch zu Hause. Spricht zu Hause, am Esstisch, über Geld. Erklärt euren Kindern die Finanzen, macht dieses Thema für sie greifbarer.

Müssen also auch die Eltern ihren Kindern Finanzkompetenzen "beibringen"?

Wahrscheinlich nicht "beibringen" im klassischen Sinne des Wortes. Aber wie bereits erwähnt, ist es wichtig, dass Kinder ein Verständnis für Finanzen und Geld bekommen - und sei es nur ein grundlegendes. Ich habe bereits Lusardis umgekehrte U-Kurve der Finanzkompetenz erwähnt, aus der hervorgeht, dass Kinder nur ein sehr geringes Verständnis für diese Themen haben. Und leider ist es auch ein Thema, das in vielen Lehrplänen weltweit noch vernachlässigt wird.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat 2015 in einer Studie untersucht, inwieweit die Schulbildung, das Elternhaus und die daraus resultierende finanzielle Bildung einen Einfluss auf den späteren Umgang mit Geldanlagen haben. Die Ergebnisse zeigen, dass der familiäre Hintergrund einen grossen Einfluss auf das Niveau der finanziellen Allgemeinbildung hat und das Verhalten durch finanzielle Bildung beeinflusst.

Diese Tatsache, zusammen mit den Ergebnissen der bereits erwähnten Weltbankstudie, sollte deutlich machen, warum Geld auch am Esstisch ein Thema sein sollte.

Schweizer Finanzmuseum

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Financial Literacy: Schlüssel zum Erfolg | SIX (2024)

FAQs

What are the 5 financial literacy questions? ›

Financial Literacy Test
  • How much money should you put into savings every month? ...
  • How much of your income should be used on monthly credit card payments? ...
  • What's the maximum debt-to-income ratio a person can have and still qualify for a mortgage? ...
  • How often can you check your credit report for free?

What are the 3 keys to financial literacy? ›

Three Key Components of Financial Literacy
  • An Up-to-Date Budget. Some tend to look at the word “budget” as tantamount to the word “diet,” but at its most basic, a budget is just a spending plan. ...
  • Dedicated Savings (and Saving to Spend) ...
  • ID Theft Prevention.

How do you solve financial literacy? ›

6 ways to improve your financial literacy
  1. Subscribe to financial newsletters. For free financial news in your inbox, try subscribing to financial newsletters from trusted sources. ...
  2. Listen to financial podcasts. ...
  3. Read personal finance books. ...
  4. Use social media. ...
  5. Keep a budget. ...
  6. Talk to a financial professional.

What is a famous quote about financial literacy? ›

“Financial freedom is available to those who learn about it and work for it.” — Robert Kiyosaki. With Good Good Piggy, children can develop financial literacy and take active steps towards achieving long-term financial freedom.

What are the 4 main financial literacy? ›

Financial literacy is having a basic grasp of money matters and its four fundamental pillars: debt, budgeting, saving, and investing. It's understanding how to build wealth throughout one's life by leveraging the power of these pillars.

Is financial literacy hard? ›

Fewer than half are passing a basic exam on financial literacy—and the average test taker only answered 63% of the questions correctly!

What is the 50/30/20 rule? ›

The 50-30-20 rule recommends putting 50% of your money toward needs, 30% toward wants, and 20% toward savings. The savings category also includes money you will need to realize your future goals.

What is the first rule of financial literacy? ›

1. Budget your money. In general, there are four main uses for money: spending, saving, investing and giving away. Finding the right balance among these four categories is essential, and a budget can be a very useful tool to help you accomplish this.

What is the golden rule of financial literacy? ›

Spend less than you earn

This is when 50% percent of your after-tax income goes toward needs; 30% toward wants; and 20% toward savings or debt repayment. This is a simple, excellent way to budget your money. To be clear, though, needs are bills you must pay such as mortgage/rent, car payments, and groceries.

How to master financial literacy? ›

Achieving financial literacy can help individuals to avoid making poor financial decisions. It can help them become self-sufficient and achieve financial stability. Key steps to attaining financial literacy include learning how to create a budget, track spending, pay off debt, and plan for retirement.

How to learn all about money? ›

Ways to learn about money
  1. Talk with a professional. A financial coach, counselor or other expert can help you figure out where to start and what to prioritize. ...
  2. Or chat with friends and community members. ...
  3. Try quizzes, apps and spreadsheets. ...
  4. Review your finances and set goals.
Apr 4, 2022

Why is financial literacy an issue? ›

Lower savings and investments since financially illiterate individuals often lack knowledge to make informed decisions about savings and investing, which can have an impact on economic growth at the national level, and limited access to financial services.

How many people are financially literate? ›

Greater financial literacy can lead to better money management and higher savings, a MarketWatch Guides study finds. But only about half of U.S. adults are financially literate, one study found – and few states require financial literacy courses to graduate from public schools.

What was Robert Kiyosaki's famous quote? ›

The size of your success is measured by the strength of your desire; the size of your dream; and how you handle disappointment along the way.

What is the big three big five? ›

According to the first, there are three main factors: Extraversion, Neuroticism and Psychoticism, whereas the Big Five theory claims that five factors are needed to account for most of the variance in the field of personality: Extraversion, Neuroticism, Agreeableness, Conscientiousness and Openness to Experience.

What are the five key questions financial planning must answer? ›

The key questions financial planning must answer are: What specific assets must the firm obtain in order to achieve its goals?, How much additional financing will the firm need to acquire these assets?, How much financing will the firm be able to generate internally (through additional earnings), and how much must it ...

What are some conversation questions about financial literacy? ›

Money Conversation Questions
  • Which do you enjoy more: earning money or spending money?
  • How do you feel after spending a large amount of money?
  • Do you save enough money? ...
  • How do you prefer to pay for purchases? ...
  • What was the first job or task you ever received money for?

What are the 6 components of financial literacy? ›

6 Key Aspects of Financial Literacy
  • Basics of Financial Planning.
  • Investment Planning.
  • Retirement Savings and Income Planning.
  • Tax and Estate Planning.
  • Risk Management & Insurance Planning.
  • Psychology of Financial Planning.

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